Gerhard Schedl © R. Publig/Doblinger
Gerhard Schedl - 1957 in Wien geboren - spielte in seiner Jugend zuerst in Bands, ehe er sich der Komposition zuwandte. In manchen Vokal- und Orchesterwerken finden sich nicht zuletzt aus diesem Grund ungewöhnliche Besetzungen, häufig auch unter Einbeziehung von im Jazz beheimateten Elementen. 1981 betrat er mit der Uraufführung gleich dreier Werke - darunter die von der Stadt Dresden mit einem Preis honorierte Kinderoper "Der Schweinehirt" - fulminant das Parkett der internationalen Bühnen. In das Jahr 1981 fällt auch seine Übersiedlung nach Deutschland, wo er am renommierten Hoch'schen Konservatorium in Frankfurt am Main mit einer Dozentur betraut wurde. Opern und Orchesterwerke nehmen im kompositorischen Schaffen Gerhard Schedls eine zentrale Stellung ein, was sich in den neunziger Jahren in einer engen Zusammenarbeit mit dem Salzburger Landesthater manifestiert, für das er vier Auftragswerke erstellt. Erfolg und sein Renomee als einer der bedeutendsten österreichischen Komponisten für Musiktheaterwerke - seine Werke erleben Neuinszenierungen und zeichnen sich durch Repertoiretauglichkeit aus - verhinderen nicht, dass Schedl unter Depressionen zu leiden beginnt, die ihn im Herbst 2000 im Alter von nur 43 Jahren in den Selbstmord treiben.
Stilbeschreibung
"Mein ästhetisches Konzept muß sich an jedem neuen Sujet, an jeder neuen formalen Idee reiben und daher wandelbar sein. Ich bekenne mich zur Lust am expressiven Klang, zur gesteigerten Dramatik, aber auch zur durchdachten Konstruktion, zum Experiment mit Zahlen, Intervallen, Symbolen, Techniken und zum plakativen Reiz emotionaler Darstellungsformen. Das zarte Rauschen in der Stille, das ungebändigte Aufschreien, der resignative Abgesang, die großen wilden pathetischen Gesten, die Schönheit des durchdachten Details ... all das ist mir nicht fremd: es treibt mich an und zwingt mich, am weiten Material zeitgenössischer Ausdrucksmittel mich immer wieder neu zu versuchen. "Ins Herz will ich treffen", und so liebe ich das Gefühl, in einer langen Tradition der abendländischen Musik zu stehen und den Weg weiterzugehen."
Gerhard Schedl in: Doblinger-Information, 1989
Auszeichnungen
1979 Stadt Wien Arbeitsstipendium
1979 Theodor Körner Fonds Förderungspreis
1980 Stadt Dresden: Dritter Preis des Carl-Maria-von-Weber-Wettbewerbes Der Schweinehirt - Kinderoper nach dem gleichnamigen Märchen von Hans Christian Andersen
1980 Wiener Volksbildungswerk dritter Preis des Hausmusik-Kompositionswettbewerbes
1981 Republik Österreich Staatsstipendium für Komposition
1981 Bundeskanzleramt Österreich Kunst und Kultur Würdigungspreis
1982 Stadt Dresden: Zweiter Preis des Carl- Maria-von-Weber-Wettbewerbes II. Kontrabass - Kammeroper nach einer Erzählung von Siegfried Pietschmann
1982 Stadt Wien Förderungspreis
1984 Bundeskanzleramt Österreich Kunst und Kultur Förderungspreis
1984 Wiener Symphoniker Sonderpreis
1990 Salzburger Landestheater Composer in residence
Ausbildung
erste Kompositionen
1976 - 1980 mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Wien Dirigieren als Nebenfach Suitner Otmar
1976 - 1980 mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Wien Komposition Urbanner Erich
1976 - 1980 mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Wien Kontrapunkt
1976 - 1980 Institut für Musikwissenschaft/Universität Wien Studium ohne Abschluß
1976 - 1980 mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Wien Tonsatz
1980 mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Wien Diplom mit Auszeichnung
MUK - Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien (früher: Konservatorium Privatuniversität Wien) Wien Tonsatz
Violine, Gitarre
Tätigkeiten
1975 erstes Auftreten als Komponist
1978 - 1980 Volkshochschulen Wien Wien Lehrtätigkeit
1981 - 2000 Dr. Hoch's Konservatorium - Musikakademie Frankfurt am Main Frankfurt am Main Dozentur für Musiktheorie
1982 - 1985 Johannes Gutenberg Universität Mainz Mainz Lehrauftrag
1987 - 2000 Frankfurt am Main Frankfurter Kurse für Neue Musik: Leitung der Kurse zusammen mit Claus Kühnl
Gastvorlesungen an den Musikhochschulen in Hannover und Salzburg, beim Musikprotokoll im Steirischen Herbst und La Monnaie Brüssel
Aufträge (Auswahl)
1979 Jeunesses Musicales International Der Großinquisitor - Szenisches Oratorium für Baß-Bariton, Violoncello, Sprecher, Chor, Orgel und Orchester
1983 Musikprotokoll im Steirischen Herbst Pater noster - in der phrygischen Tonart für 16 Stimmen (4 Chöre) a cappella
1987 ORF - Österreichischer Rundfunk Zweite Sinfonie - Fleurs du Mal
1989 Salzburger Landestheater mehrere Aufträge für Musiktheaterstücke bzw. Kammeropern
1989 Musikprotokoll im Steirischen Herbst Melodram. Eine instrumentale Einkreisung - für Bariton-Saxophon und 6 Schlagzeuger
1990 Gesellschaft der Musikfreunde in Wien Dritte Sinfonie - für Bariton und großes Orchester
1991 Der, welcher wandert diese Straße voll Beschwerden - Lamento für Klaviertrio (über Mozarts "Zauberflöte", 28. Auftritt)
1994 Wiener Saxophon Quartett Sonata da Camera - für Saxophon-Quartett
1996 Hagen Quartett Drittes Streichquartett
1996 a cinque - für Klarinette, Violine, Viola, Violoncello und Klavier
1996 Internationales Brucknerfest Linz ... so zu Licht und Lust geboren ... - Poesie für Bariton und großes Orchester
u.v.a.
Aufführungen (Auswahl)
1989 ORF Radio Symphonieorchester Wien Musikverein Wien Der Großinquisitor - Szenisches Oratorium für Baß-Bariton, Violoncello, Sprecher, Chor, Orgel und Orchester
1996 Ensemble Kontrapunkte Osaka Concerto da Camera
1996 Alte Schmiede Kunstverein Wien Wien Sonate - für Violoncello solo
1997 Klangspuren - Verein zur Förderung von Neuer Musik Schwaz Schwaz in Tirol Slow - Musik für Violoncello mit Orchester
2006 Pierrot Lunaire Ensemble Wien à tre - Variationen für Klarinette, Violine und Klavier
2006 Trio ViennARTE Wiener Konzerthaus - Schubertsaal Gesänge über "Deh vieni alla finestra" - für Violine, Violoncello und Klavier
2007 Washington - USA Walden Chamber Players: Österreichische Botschaft Streichtrio
2007 Österreichisches Kulturforum New York - Austrian Cultural Forum NYC New York Sonate - für Flöte solo
2007 Hamburgische Staatsoper Hamburg I. Pierre et Luce - Lyrische Kammeroper
2007 Musikverein Wien - Gesellschaft der Musikfreunde in Wien Musikverein - Brahms-Saal Ensemble Kontrapunkte, Wiener Kammerchor Julie & Jean - Ein Match in zwölf Runden nach Motiven von August Strindbergs
Pressestimmen
2006
"Gerhard Schedl war Musikdramatiker. Nicht deshalb weil Opern in seienm Schaffen eine prominente Rolle einnehmen - das allein würde nämlich nicht reichen. Sondern vielmehr deshalb, weil seine Musik menschliche Erlebnisse und Gefühle in exemplarischer Weise zu überhöhen und verstärken vermag. Wo Schedls Töne erklingen, ereignet sich Theater: In einem Amalgam aus Mitteilungsverlangen, aufrüttelnder Dringlichkeit udn Unmittelbarkeit der Aussage werden uns rare Glücksmomente und noch mehr Defizite menschlichen Daseins und Zusammenlebens vor Augen und Ohren geführt - gespeist von einer Musik, deren Ausdrucksgewalt sich ebenso wenig einengen lässt, wie sie sich an stilistische Grenzen hält."
Klangpunkte - Ausgabe 23 (Walter Weidringer)
22. November 1993
"Der Komponist, dem der Ausdruck vor der Lust an der reinen Komposition wichtiger ist, blieb seinen Grundsätzen treu. Und das macht seine Arbeit auch so sympathisch klar. Denn Schedls Musik transportiert wirklich Stimmungen und Gefühle, die die Charaktere der Hauptdarsteller kennzeichnen und die Handlung bestimmen."
Oberösterreichische Nachrichten
Links Breitkopf & Härtel, Musikverlag Doblinger, Gerhard Schedl Musiktheaterpreis: wurde im Jahr 2009 von der Neuen Oper Wien der von der BNP Paribas Stiftung ins Leben gerufen.
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 18. 9. 2024): Biografie Gerhard Schedl. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/63742 (Abrufdatum: 23. 12. 2024).